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Gruppenporträt der Oberin Schwester Sofie Meyer (Mitte) mit zwei Lernschwestern, Krautheimer-Krippe, Fürth 1920.

© Jüdisches Museum Franken

Personal

Der Träger der Krippe war ein Zweigverband des St.-Johannis-Vereins, einer überkonfessionellen Wohltätigkeitsorganisation, die in Fürth zur Eröffnung der Krautheimer-Krippe bereits zwei weitere Einrichtung der Kinderfürsorge unterhielten. Das Personal aber stellte der auf Kinderpflege spezialisierte Nürnberger Martha-Maria-Verein.

1913 kümmerten sich fünf Schwestern um die Säuglinge im Tages- und Nachtdienst. Die Krippe bildete auch aus, so absolvierten Sophie und Lotte Krautheimer ihre Lehre zur Säuglingspflegerin, was die enge Bindung zur Stifterfamilie zeigt. Die Frauen schliefen im Dachgeschoss der Krippe, sie aßen gemeinsam zu Mittag und zu Abend und verbrachten nahezu ihre gesamte Zeit im Gebäude.

1948 war der Personalbedarf gestiegen: Damals arbeiteten dort zwei Diakonissinnen und sieben Kinderschwestern. Eine solche Pflegerin erhielt einen monatlichen Lohn von gut 83 Mark, darin inbegriffen waren Kost und Logis.

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Leere Milchflaschen.

© Katrin Thürnagel

Hygiene

Zur Jahrhundertwende war es in den Großstädten schlecht bestellt um die hygienischen Zustände. Besonders die Jüngsten und Schwächsten litten darunter. 1911 lag die Sterblichkeitsrate unter Neugeborenen bei fast 25% in Fürth. Jeder vierte Säugling starb also im Kindbett.

Auch Martha Krautheimer hatte ihre erstgeborenen Zwillinge verloren. Sollte die neue Krautheimer-Krippe ihren Zweck erfüllen, mussten hygienische Standards eingehalten werden, um die Krankheitsgefahr für die anfälligen Kleinkinder möglichst gering zu halten.

Darum wurden die Kinder täglich in den frühen Morgenstunden gebadet. Im Anschluss reinigte man ihre Schlafsäle, während sie auf der Veranda in ihren Bettchen betreut wurden. Ihre wollnen Windeln wurden täglich gewaschen. Die fünf täglichen Flaschenmahlzeiten kamen aus einer eigenen Milchküche im Nathanstift, die beide Krippen mit keimfreier Nahrung versorgte.

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Krautheimer-Krippe, Außenansicht von Süd-West, Fotografie um 1913.
© Jüdisches Museum Franken

Architektur

Als die Stadt Fürth von Martha Krautheimers Schenkungsabsicht erfuhr, sah man ursprünglich das damalige Neubauviertel an der Ecke Kaiserstraße/Jägerstraße als Standort der Krippe vor. Recht bald aber entschied man sich, das Grundstück Maistraße 18 in der Fürther Oststadt dafür auszweisen. Damit sollte die Krautheimer-Krippe in unmittelbarer Nähe zur ersten Fürther Säuglingseinrichtung entstehen: dem Nathanstift.

Die ersten Pläne des Stadtbaurats Josef Zizler erhielt Martha Krautheimer am 16. Mai 1911. Der Bau begann im März 1912 und wurde nur ein halbes Jahr später abgeschlossen, so dass die feierliche Eröffnung am 16. November stattfinden konnte.

Es handelt sich um einen dreigeschossigen Bau im neoklassizistischen Stil. Um einen größtmöglichen Sonneneinfall zu ermöglichen, zeigten alle vier Säuglingszimmer nach Südwesten. Der angrenzende Balkon wurde als offene Liegehalle mit je 20 Bettchen eingerichtet. 1919 ergänzte man einen überdachten Übergang, der Krautheimer-Krippe und Nathanstift verband. Die Säuglinge konnten dort geschützt an der frischen Luft sein.

Heute nutzt das Helene-Lang-Gymnasium das Gebäude. In der ehemaligen Küche ist seit 2004 die Depedance des Jüdischen Museums Frankens zur Würdigung der Stifterfamilie Krautheimer untergebracht.